Führen mit einem unendlichen Mindset
Ich weiß, dass Simon Sinek in gewisser Weise polarisiert und deswegen nicht immer als Beispiel geschätzt ist. Trotzdem haben seine Vorträge über den Aspekt eines „infinite Mindsets“ einen – aus meiner Sicht – validen Punkt.
Mindset
Auf meinem beruflichen Weg habe ich aus meiner Einschätzung leider zu oft Menschen mit Führungsverantwortung erlebt, welche hauptsächlich in einer kurzfristigen Perspektive auf ihr tägliches Wirken achten. Das heißt kurzfristige Ziele, kurzfristige KPIs und schnelle Erfolge. Gleichzeitig habe ich auch erlebt, was in Organisationen passiert, wenn Entscheidungsangst und Sicherheitsbedürfnis auf eine rein langfristig orientierte Perspektive trifft. Im Unternehmenskontext bedarf es, aus meiner Perspektive, ein passendes Verhältnis von beidem: am aktuellen (Markt-)Umfeld orientierte (kurzfristige) Ziele und (Lern-)Erfolge orientiert, mithilfe einer langfristigen und nachhaltigen Perspektive. Genau hier halte ich Simon Sineks Vorträge für sehr anschaulich:
Simon Sinek – The Infinite Game: How to lead in the 21st century
Simon Sinek – Business is an infinte game
Organisationsstruktur
Organisationen sollten demzufolge sicherstellen, dass die kurzfristige und langfristige Perspektive berücksichtigt wird. Ein Modell, was ich als nützlich einschätze, ist das (Viable Systems Model). Es unterstützt dabei, die Strukturen einer Organisation und die in diesen Strukturen etablierten Prozesse auf Kriterien wie Vollständigkeit, etablierte Prozesse etc. zu überprüfen. Daraus kann anschließend abgeleitet werden, ob es strukturelle Potenziale in der Organisation gibt. Diese Potenziale dann mit den beobachtbaren Herausforderungen in der Organisation abzugleichen und daraus mögliche Veränderungsimpulse abzuleiten, haben eine vielversprechende Chance, die Herausforderungen zu bewältigen.
Eigenes Wirken
Was ich zusätzlich erlebt habe, ist die Fokussierung von Menschen mit Führungsverantwortung auf Themen die dringend sind. Dies widerspricht einer langfristigen Perspektive und macht es aus meiner Beobachtung enorm schwer diese einzunehmen. Stephen R. Covey beschreibt das daraus resultierende Dilema in seinem Buch “Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg” (Stephen R. Covey, Sonngard Dressler). Er schreibt, dass der Fokus von Managern nicht auf den dringenden (und damit kurzfristigen) operationalen Themen liegen sollte, sondern auf den wichtigen Themen, welche einen weiteren Zeitrahmen repräsentieren. Die dringenden Themen sollten innerhalb der Hierarchie delegiert werden. Dies ermöglicht häufig, dass sie zum einen an den Stellen der dafür größten Kompetenz bearbeitet werden und zum anderen schafft es Räume, um sich auf die eigentliche Kernfunktion einer Führungsrolle fokussieren zu können – nämlich Orientierung sicherzustellen. Durch die Klarheit im eigenen Wirken und die notwendige klare Verbindung zur langfristigen Perspektive eines Unternehmenskontextes entsteht ein Umfeld, das ein „infinite Mindset“ verstärkt und für alle Menschen der Organisation an den unterschiedlichen Bereichen der Organisation alltäglich erlebbar macht. Es wird dadurch Bestandteil der eigentlichen Unternehmenskultur.
Viele weitere Aspekte des Buches, wie eine ganzheitliche Sicht auf den Menschen im Arbeitskontext, sprengen den Rahmen dieses Posts. In jedem Fall ist das Buch ebenfalls eine klare Leseempfehlung.